- Christopher Schauf
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- In der Krise zeigt sich, wer wirklich führt.
In der Krise zeigt sich, wer wirklich führt.
Insane!
Ich erinnere mich an einen Moment beim Jahresabschluss Meeting eines Kunden.
Viele sind aus dem Team angereist. Es waren zwar nicht alle da, aber die Headoffs.
Ich hatte ein Office gemietet.
Großer Tisch, Fensterfront, viel Licht.
Der perfekte Raum, um das Jahr abzuschließen - und den Blick nach vorn zu richten.
Ich hatte so eine gute Energie mitgebracht.
Ich spürte einfach: Heute wird’s rund.
Einmal innehalten. Rückblick. Ausblick. Zusammenhalt.
Die Stimmung war gut.
Ein paar lockere Sprüche, ein bisschen Smalltalk.
Dann: Fokus.
Alle bereit, gemeinsam das Jahr zu beschließen
und neue Ziele zu setzen.
Und dann - mitten im Meeting,
mitten in einem ganz normalen Satz - steht jemand auf.
Schaut in die Runde.
Sagt ruhig, fast beiläufig:
„Ich kündige.“
Nicht irgendjemand.
Eine Schlüsselperson.
Ein Headoff.
Stille.
So still, dass man den Kaffee hätte schlucken hören können.
Alle Gedanken, die ich hatte - alle Pläne, alle Bilder fürs nächste Jahr - alles wurde auf einmal etwas unscharf. Unwirklich. Instabil.
Wie eine Mauer im Kopf,
die plötzlich zu bröckeln beginnt.
Ziegel für Ziegel.
In meinem Kopf nur: What?!
Warum?
Warum jetzt?
Warum hier - so?
Was viele nicht wussten:
Die Person hat zuvor bei mir angekündigt, ein Thema zu haben, aber wollte es vorher nicht sagen.
Jetzt wussten wir es.
Mein damaliger Kunde? Wollte die Person sofort rauswerfen.
Verständlich - aber nicht hilfreich.
Denn was dann passiert wäre:
Abschied mit Knall. Team zerrissen. Stimmung zerstört.
Ich hab deshalb einen Vorschlag gemacht:
Einen Ausweg gesucht, um Haltung zu zeigen.
Ohne Drama. Aber mit Entscheidung.
Das Team sollte abstimmen.
Drei Optionen:
1. Die Person verlässt das Meeting sofort.
2. Wir sprechen gemeinsam über die Gründe – und danach geht sie.
3. Sie bleibt den ganzen Tag.
Okay, gemeinsam über die Zukunft sprechen - über Ziele, Strategie, neue Wege -
das geht nur mit Menschen, die auch Teil davon sein wollen.
Alles andere wäre falsch.
Unehrlich.
Aber wer geht, hat Gründe.
Und wer bis hierhin Verantwortung getragen hat, hat es verdient, gehört zu werden.
Die Entscheidung fiel auf Option 2.
Erst zuhören, dann verabschieden.
Im Guten. Mit Haltung.
Und ja - es war ein Bruch.
Aber kein zerstörerischer.
Leadership zeigt sich nicht, wenn alles glatt läuft.
Sondern genau in diesen Momenten.
Ein guter Leader?
Atmet in solchen Momenten erstmal durch.
Bleibt ruhig, auch wenn’s im Inneren brodelt.
Weil klar ist:
Wut verändert nichts.
Laut werden bringt niemanden weiter.
Und Chaos im Kopf löst kein einziges Problem.
Führung heißt nicht, immer alles im Griff zu haben. Aber Haltung zu bewahren.
Und gerade dann die Entscheidung zu treffen, die langfristig trägt.
Nicht für die eigene Ego-Rettung.
Sondern fürs Team.
Fürs Ganze.
Wie hättest du reagiert?
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