Emotionen oder Entscheidungen – was beeinflusst was?

Emotionen oder Entscheidungen – was kommt zuerst?

Für mich ist die Antwort klar: Emotionen steuern Entscheidungen. Immer.

Kein Mensch entscheidet rein rational. Das Bauchgefühl ist oft schneller als der Verstand.

Wir sind keine Maschinen. Wir sind biologische Überlebenssysteme mit eingebauter Reflexion.

Aber Emotionen entstehen nicht einfach. Sie werden konstruiert.

Eines der wichtigsten Bücher für mich ist: How Emotions Are Made: The Secret Life of the Brain von Lisa Feldman Barrett. 

Darin beschreibt sie das Konzept der constructed emotion. Kurz gesagt: Ohne Sprache bleiben Gefühle vage. Worte prägen, wie wir Emotionen erleben.

Wenn ein Mitarbeiter schlechte Ergebnisse liefert, können wir sagen: „Das ist eine Enttäuschung.“ 

Oder wir denken uns: „Er hatte wohl einen schlechten Tag.“ 

Der Unterschied? 

Der erste Gedanke verstärkt das negative Gefühl, der zweite hält die Emotionen neutral.

Der Gamechanger für mich war jedoch nicht nur das Thema der Worte, sondern die Erkenntnis, dass wir alle in einer eigenen Realität leben. 

Sprache formt unsere Emotionen – und beeinflusst unsere Entscheidungen.

Das bedeutet: Deine Realität ist nicht meine!

Jeder hält seine Wahrnehmung für die Wahrheit.

Die Realität?

Die gibt es nicht - nur persönliche Versionen davon.

Wir geben klare Anweisungen. Doch das Team versteht etwas anderes. Warum? Weil jeder Worte anders interpretiert.

Nur weil wir wissen, was wir meinen, heißt das nicht, dass es das Team genauso sieht.

Ein Kind weint auf dem Spielplatz. Einer sagt: „Es ist traurig.“ Der andere: „Es hat Schmerzen.“

Wer hat recht? Beide. Weil jeder die Welt durch seine eigene Brille sieht.

David Hume wusste das schon im 18. Jahrhundert. Versuch mal, jemandem, der nie Ananas gegessen hat, zu erklären, wie sie schmeckt. 

Geht nicht. 

Selbst wenn zwei Leute Ananas gegessen haben, werden sie den Geschmack unterschiedlich beschreiben. 

We are not the same.

Ich habe eine Kundenstatus-Tabelle mit Grün, Gelb und Rot. Für mich ist klar, was das bedeutet. 

Ein farbenblinder Mitarbeiter sieht es nicht. Ich kann es erklären, aber er wird es nie so sehen wie ich.

Was für mich eindeutig ist, sieht jemand anders völlig anders.

Genauso haben wir alle ein eigenes Farbspektrum – nicht nur für Farben, sondern auch für Sprache und Emotionen. 

Wo ich „Motivation“ spüre, empfindet ein anderer Druck.

Warum ist das für uns als Unternehmer entscheidend?

Ohne gemeinsame Sprache gibt es Chaos.

Weil Teams nur funktionieren, wenn es genug Überschneidungen gibt. Wir müssen sicherstellen, dass eine Botschaft wirklich ankommt.

Teams sind wie Pendel. 

Pendel, die völlig chaotisch schwingen. Sie synchronisieren sich – aber nur, wenn sie sich aufeinander einstellen.

Nur wenn wir Überschneidungen in unseren Realitäten finden, können wir gut zusammenarbeiten.

Wer das begreift, führt besser, trifft bessere Entscheidungen und baut stärkere Unternehmen.

Die Kunst liegt darin, zu erkennen, dass unsere eigene Realität nicht die einzige ist. 

Wenn wir lernen, uns auf die Realität anderer einzulassen und eine gemeinsame Sprache zu finden, entstehen echte Verbindungen – und damit auch nachhaltiger Erfolg.

Hast du eine gemeinsame Sprache mit deinem Team?

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