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Die 'bombastische' Neuigkeit, die alles ruiniert hat – Warum 1:1s Unsicherheiten vermeiden
Manchmal steht man als Leader vor einem Scherbenhaufen und fragt sich: Wie ist das denn jetzt gerade kaputt gegangen.
So ging es mir bei einem Kunden letztes Jahr:
Wir haben Unsicherheit ins Team gebracht.
Einfach weil wir in einem Meeting unüberlegte Veränderungen im Team kommuniziert haben.
Es gab eigentlich gute Neuigkeiten - “bombastische” Neuigkeiten, und das sollte direkt ins Team getragen werden.
Natürlich dachten wir: Das Team wird jubeln, Fanfaren und vielleicht sogar Luftsprünge machen.
Das war nicht so.
Sondern das Gegenteil. Es hat Unsicherheit ausgelöst.
Was ist passiert?
Die Stimmung war nach der Verkündung komplett im Keller. Zwei Mitarbeiter konnte man die Entsetzung im Gesicht ablesen.
Und das Gefühl nach der Verkündung? Wie ein Kind, das gerade den Geburtstagstisch vom Geburtstagskind umgeworfen hat.
Es ging um das Thema: Einkommen
Die Mitarbeiter sollen in Zukunft am Profit der Firma beteiligt werden - einen Bonus bekommen basierend auf dem Gewinn der Firma
Der einzige Gedanke des Kunden war: „Wir haben gute Nachrichten – was soll schon schiefgehen?“
Tja, viel.
Ein Mitarbeiter, von dem erwartet wurde, dass er Luftsprünge macht, hat den ganzen Zusammenhang nicht verstanden.
Statt Luftsprünge: Stirnrunzeln
Und warum?
Weil wir zwei der größten Fehler gemacht haben, die man in solchen Situationen machen kann
Erstens: Die Veränderung wurde direkt vor dem ganzen Team verkündet.
Es gab keine Vorabinfo, keine Gespräche - nichts!
1:1s? Pff, wozu? Es sind ja gute Neuigkeiten.
Falsch gedacht.
Hätten 1:1s stattgefunden, hätte man:
Die Fragen des Einzelnen gehört.
Die Bedenken der Mitarbeiter wahrgenommen.
Die Argumente erneut überdacht und durchleuchtet
und die Veränderung erklären können.
Stattdessen haben wir darauf verzichtet und die Neuigkeit ohne Vorwarnung vor allen verkündet.
Und Zweitens (der viel größere Fehler):
Es wurden keine konkreten Zahlen mitgebracht.
Die Mitarbeiter hatten keine Vorstellung davon, was die Veränderung für ihr Einkommen oder ihr Leben bedeutet.
Ohne konkrete Zahlen und klare Auswirkungen zu nennen, bleibt jede Veränderung abstrakt.
Resultat: Die Energie im Raum? Komplett weg.
Und ja, das spürt man auch in einem Zoom-Raum
We fucked up!
Nach der "Katastrophenverkündung" habe ich erstmal eine Pause angesetzt.
Wir waren im Krisenmodus und haben nach einem Rettungsring gesucht. Aber man konnte es drehen und wenden wie man wollte, ein Rettungsring war nicht in Sicht.
Fazit? Das Ding war nicht mehr zu retten.
Das Einzige, was blieb: Den Fehler einzugestehen und ehrlich zu sein.
Natürlich wurde jedem nach der Pause versichert, dass die Neuigkeit keine Verschlechterung bedeutet.
Und es wurde Klärung versprochen. Mit 1:1s und Gesprächen.
Wie man so schön sagt, aus Fehlern lernt man.
Und deshalb mache ich es in Zukunft wieder anders:
1️⃣ Die Granularität checken.
Wie wichtig ist dieses Thema für einzelne Mitarbeiter, und wie viel Diskussion kann ich zulassen? Ist es etwas, bei dem ich die Mitarbeiter in die Entscheidung einbeziehen sollte?
2️⃣ Einzelgespräche zuerst.
Sobald wichtige Veränderungen anstehen, gibt es 1:1s. Sofern die Granularität es zulässt. Dort gibt es Raum für Fragen, Diskussionen, Verhandlungen.
3️⃣ Konkrete Zahlen mitbringen.
Die Mitarbeiter müssen verstehen, was die Veränderung für sie persönlich bedeutet. Zum Beispiel: „Ab sofort werdet ihr am Profit der Firma beteiligt. Ein Bonus wird direkt an den Unternehmensgewinn gekoppelt.“ Nur so kann Begeisterung entstehen.
4️⃣ Den richtigen Moment wählen.
Sensible Themen erst verkünden, wenn alle Beteiligten aligned sind. Das bedeutet, dass jeder Mitarbeiter die Veränderung verstanden hat. Nur dann kann die Nachricht im Team geteilt werden.
5️⃣ Gruppen-Verhandlungen vermeiden
Die Gefahr ist groß, dass Diskussionen entgleisen und Konflikte eskalieren. 1:1s schaffen die Grundlage für klare Kommunikation.
Fehler passieren. Aber sie sind auch Chancen.
Eine Chance, es beim nächsten Mal besser zu machen
Es zeigt Größe, Fehler einzugestehen und daran zu wachsen.
Und jetzt du:
Welche „Bomben“ hast du schon in deinem Team gezündet? Und wie hast du sie entschärft?
P.S.: Wir haben noch in derselben Woche 1:1s mit dem Team geführt und jetzt freut sich auch endlich jeder richtig auf die Veränderungen im Business und ist mit 200% Motivation dabei.
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